Corona-Lage / Offener Brief
Liebe Mitbürgerin, lieber Mitbürger,
nach knapp 13 Monaten Corona-Pandemie konnte man in den letzten Tagen und Wochen oftmals lesen, dass wir vor einer "Dritten Welle" der Pandemie stehen. Diese "Dritte Welle" ist da. Ich sage immer wieder, dass wir sogar in einer neuen Pandemie sind: Die Virusmutationen sind ansteckender, die Krankheitsverläufe dauern länger und die Kranken liegen länger auf den Intensivstationen. Nur Impfungen helfen, denn durch sie sind wir immun gegen das Ursprungsvirus und – nach allen bisherigen Erkenntnissen – auch gegen die Mutationen. Doch wir allen wissen, dass es noch dauert, bis alle ein Impfangebot erhalten haben. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel bis Ende September. Das heißt, dass wir uns weiterhin anstrengen müssen – wir alle und zwar sehr.
Ich weiß, was dies Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Kindern abverlangt. Umso dankbarer bin ich allen, die helfen, dass wir gemeinsam die Pandemie hoffentlich bald hinter uns lassen. Insbesondere den Menschen in den Krankenhäusern, Arztpraxen, Impfzentren, der Pflege, im öffentlichen Gesundheitsdienst und anderswo.Wie schwierig die aktuelle Situation ist, sehen wir nicht nur beim Blick auf die hohen Ansteckungszahlen, sondern – und das ist besonders dramatisch – beim Blick auf die Intensivstationen. Die Warnungen von Intensivmedizinerinnen und Intensivmedizinern vor überfüllten Krankenhäusern sind unüberhörbar – auch bei uns vor Ort. Die Ärzteschaft, das Pflege- und Krankenhauspersonal arbeitet seit Monaten weit über der Belastungsgrenze. Es besteht kein Zweifel: Die aktuelle Situation ist ernst und gefährlich.
Rund 80.000 Menschen sind bereits an oder mit dem Virus verstorben. Sie alle hinterlassen eine tiefe Lücke im Leben ihrer Familien, bei ihren Freunden und Verwandten. Auch ich habe einen sehr guten Freund verloren. Auch ich kenne Menschen, die bis heute unter "Long Covid" leiden. Deshalb bin ich unserem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier für das nationale Gedenken an die Corona-Opfer an diesem Sonntag dankbar. Viele Menschen im ganzen Land wünschen sich bundesweit einheitliche, transparente und konsequente Regeln, um die Infektionsdynamik zu brechen. Dazu beraten wir im Bundestag immer wieder - natürlich besonders in dieser Woche.
Nächste Woche soll das Infektionsschutzgesetz erneut verändert werden. Sie können sich vorstellen, dass ich mich in diesen Tagen mit ganzer Energie und Kraft diesem Thema und dem Abfedern der sozialen Folgen der Pandemie widme. Die Aufgaben sind groß, die Ernsthaftigkeit ebenfalls. Ich bin davon überzeugt: Mit bundesweit konsequenten, einheitlichen Schutz, mehr Homeoffice für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (und damit weniger Kontakten im Beruf) sowie regelmäßigen Tests in Betrieben, Schulen und Kitas, können wir die dritte Infektionswelle in den Griff bekommen.Der Dauerlockdown verlangt uns allen viel ab. Neben Kultur, Einzelhandel und Gastronomie ist jede und jeder besonders betroffen. Ich sehe, dass gerade unsere Familien uns durch diese Pandemie tragen. Kinderbetreuung, Homeschooling und Homeoffice unter einen Hut zu bekommen, ist ein Kraftakt. Kinder, die keine anderen Kinder treffen, leiden ganz besonders. Deshalb freue ich mich auch, dass sich unser Vizekanzler Olaf Scholz mit mir gemeinsam dafür einsetzt, dass wir nächste Woche im Bundestag ein milliardenschweres "Corona-Aufholpaket" für Kinder und Jugendliche beschließen, das hilft, die sozialen Defizite und die Lücken beim Lernen abzufedern.Ich habe bereits zahlreiche Rückmeldungen zu den aktuellen Beratungen erhalten, habe in den letzten Monaten mit vielen Bürgerinnen und Bürgern, Handwerkerinnen und Handwerkern, Selbständigen, Unternehmerinnen und Unternehmen sowie vielen Eltern gesprochen. All' diese Rückmeldungen und Gespräche fließen in meine persönlichen Erwägungen ein. Fest steht: Es ist gut, dass der Bundestag nun so intensiv über diese wichtigen, einschneidenden und dennoch unverzichtbaren Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie berät und schließlich eine "Bundesnotbremse" auf den Weg bringen wird.
Einheitliche, transparente und konsequente Maßnahmen sowie klare Perspektiven stärken das Vertrauen in die Pandemiebekämpfung. Wir dürfen dabei auch nicht vergessen, dass wir auch viele positive Nachrichten auf unserer Seite haben – Schnelltests sind mittlerweile breit verfügbar und können für etwas mehr Sicherheit sorgen und – das schärfste Schwer gegen das Virus – die Impfkampagne beschleunigt sich. Während ich diese Zeilen schreibe, sind bundesweit über 21 Millionen Menschen geimpft, die Hausärzte sorgen mit für mehr Geschwindigkeit und bald werden die Betriebsärzte ebenfalls impfen können. Es bewegt sich viel.
Lassen Sie uns zusammen bleiben – solidarisch, entschlossen und konsequent im Kampf gegen die Pandemie. Sie und mich eint der Wunsch nach einer möglichst schnellen Rückkehr zu einem Leben ohne Pandemie. Darauf können wir gemeinsam und jede und jeder an seiner und ihrer Stelle hinarbeiten.Gerne könne Sie sich mit Ihrem persönlichen Blick auf die Pandemie bei mir melden. Ihre Rückmeldungen sind mir nicht nur wichtig, sondern wertvoll für mein politisches Handeln in Gegenwart und Zukunft für ein solidarisches Land.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Katja Mast MdB
Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion